PILGRIM im Dienste der Schöpfung

106 Paul Gerhardt – Ich bin ein Gast auf Erden Der 119. Psalm 1) Ich bin ein Gast auf Erden und hab hier keinen Stand; der Himmel soll mir werden, da ist mein Vaterland. Hier reis ich bis zum Grabe; dort in der ew‘gen Ruh ist Gottes Gnadengabe, die schließt all Arbeit zu. 2) Was ist mein ganzes Wesen von meiner Jugend an als Müh und Not gewesen? Solang ich denken kann, hab ich so manchen Morgen, so manche liebe Nacht mit Kummer und mit Sorgen des Herzens zugebracht. 3) Mich hat auf meinen Wegen manch harter Sturm erschreckt; Blitz, Donner, Wind und Regen hat mir manch Angst erweckt; Verfolgung, Hass und Neiden, ob ich's gleich nicht verschuld't, hab ich doch müssen leiden und tragen mit Geduld. 4) So ging's den lieben Alten, an deren Fuß und Pfad wir uns noch täglich halten, wenn's fehlt am guten Rat; sie zogen hin und wieder, ihr Kreuz war immer groß, bis daß der Tod sie nieder legt in des Grabes Schoß. 5) Ich habe mich ergeben in gleiches Glück und Leid; was will ich besser leben als solche großen Leut? Es muss ja durchgedrungen, es muss gelitten sein; wer nicht hat wohl gerungen, geht nicht zur Freud hinein. 6) So will ich zwar nun treiben mein Leben durch die Welt, doch denk ich nicht zu bleiben in diesem fremden Zelt. Ich wandre meine Straße, die zu der Heimat führt, da mich ohn alle Maße mein Vater trösten wird.

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